Ein Büßer kommt selten allein

Erstellt von Carola Schmitt |

Nach unserem Fotokurs in Sevilla habe ich noch ein paar Tage dort die Anfänge der Semana Santa fotografiert. Obwohl ich nicht religiös bin, hat es mich ergriffen, wie die Costaleros mit bis zu 50 Mann die Heiligen (auf den Pasos) aus den Kirchen heraus und durch die Straßen getragen haben. Und natürlich strahlen auch die Büßer (Nazareños), die Teil der stundenlangen Prozessionen sind, eine ziemliche Faszination aus. Von Palmsonntag bis Ostersonntag lebt die ganze Stadt im Bann der umfangreichen Osterprozessionen…

Getragene Musik, Weihrauch-Gerüche, über 130 offene Kirchen und in jeder ein prunkvoll geschmückter Paso (eine Art Altar auf einem Stangenkonstrukt). Die Pasos werden in der Osterwoche aus den Kirchen geholt und viele Stunden durch die Straßen getragen. In allen Vierteln und zu allen Zeiten ist immer irgendwo mindestens eine Prozession. Und Menschen, die Verstummen vor Bewunderung ob der Last der Träger, oder weil jemand ein Klagelied singt oder weil die Heilige Maria umwerfend schön aussieht.

Vorangetragen wird bei jeder Prozession ein großes Geleitkreuz, das Cruz de Guía, dem die Nazareños folgen, die Büßer oder Kapuzenmänner, die lange Kerzen tragen und vermummt mit spitzen Kapuzen die Pasos durch die Stadt begleiten. Die Farben und Dekorationen ihrer Kostüme hängen von der Bruderschaft ab, der sie angehören. Die Nazareños werden von Personen begleitet, die die Formation der Prozession kontrollieren und anderen, die für ständigen Weihrauch in schwenkenden Kesseln sorgen. Nach den Nazareños kommt ein Paso, auf dem eine Szene des Kreuzweges oder die trauernde Jungfrau Maria dargestellt ist. Die Pasos sind mit Gold oder Silber und prunkvoller Dekoration verziert. Die Heiligenstatuen und Bilder sind zum Teil sehr alt und von namhaften Künstlern geschaffen und nicht selten schon extrem lange im Besitz der betreffenden Bruderschaft. Dem Paso folgt meist eine Musikkapelle mit Trommlern und Bläsern, die wunderschöne getragene Musik spielen. Abschließend marschieren die Penitentes, die Büßer mit großen Holzkreuzen auf dem Rücken. Ihre Kleidung gleicht der der Nazareños, die Kapuze hängt jedoch auf dem Rücken, statt aufrecht zu stehen.

Vor den vielen Kirchen sind manchmal lange Schlangen zu beobachten, die Menschen warten darauf in die Kirche zu kommen und den Heiligen auf dem Paso die Füße zu küssen oder sie zu berühren. Hoch angesehen sind die Costaleros, die die tonnenschweren Wagen mit bis zu 50 Mann durch die Straßen tragen. Umgerechnet kommt auf jeden Nacken so etwa 50 Kilo Gewicht. Immer wieder wird der Wagen für kleine Ruhepausen abgestellt.

Auffallend fand ich die festliche Kleidung der vielen Sevillanos, selbst junge Menschen trugen schicke Anzüge und Kleider. Die Besucher und vor allem Kinder bekamen Bonbons und Heiligenbilder, selbst ich habe ein Heiligenbild von einem Nazareño bekommen und war ganz beseelt...

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