Fes Citylife und Streetfotografie

Erstellt von Carola Schmitt |

Ich sitze im Flieger von Fes nach hause und muss daran denken, welche Vorurteile mir immer wieder begegnen bezüglich des Reiseziels Fes für unseren Fotoworkshop der Streetfotografie…

"In diesen islamischen Ländern kann man doch gar nicht Street machen und Menschen fotografieren. Und überhaupt, wie das denn sei in so einer Stadt als Frau und Fotografin unterwegs zu sein…"

Ängste und Zweifel schlagen mir oft entgegen, manch eine Negativerfahrung auch. Ich habe schon davon gehört, dass in manchen Städten das Fotografieren fast unmöglich ist und die Gastfreundschaft sich auf den Handel und Verkauf beschränkt. Ich war selbst noch nicht dort, aber in Marrakech z.B. soll das schon mal so vorkommen. Nur noch Fotos gegen Geld, sonst gibt es Gesten der Verärgerung. Das Problem ist meines Erachtens der Massentourismus, die vielen Touristen, die tagtäglich durch die engen Gassen und über Plätze laufen und so eine Stadt und ihre Einwohner konsumieren, ja verschleißen. Ein bisschen wie im Zoo. Ich kann verstehen, dass die Einwohner dieser Städte irgendwo auch an ihr Limit kommen, weil sie ihrer Intimsphäre, ja ihres Alltags beraubt werden und nur noch als Kulisse dienen!

Ein bisschen ging es mir auch so, als ich am Rande der Altstadt in Barcelona lebte, der (zum Teil maßlose) Touristenansturm ist wirklich Stress für die Menschen, die in so einer Stadt ihren Alltag leben, auch wenn sie in der Branche arbeiten und davon leben. Als Tourist nimmt man es nicht wahr, aber als Einwohner um so mehr...

Um zurück zum Thema zu kommen, dass Fotografieren in islamischen Städten besonders schwierig sei… Mich macht diese Meinung traurig und es entspricht nicht meinen Erfahrungen, die ich alleine oder mit den Gruppen in Fes gemacht habe. Ich glaube es liegt am Tourist / Fotografen selbst, wie er es anstellt zu seinen Fotos zu kommen. Man kann Bilder klauen und hinterhältig machen (mit Tele aus der versteckten Ferne), man kann sich aber auch mit den Menschen verbinden und wird mit Milde und Gastfreundschaft belohnt. Die Einwohner in Fes sind neugierig und freundlich und wenn man sich einer Begegnung öffnet, bekommt man eine Wärme und Freude zu spüren, die man andernorts lange suchen kann!

Und ich glaube genau das ist der Clou, die Menschen wollen wahrgenommen werden, sie wollen in Kontakt kommen, sie freuen sich, ein gemachtes Foto von ihnen zu sehen! Drei arabische Worte des Grusses, des Dankes, der Verneigung, und man hat eine gute Erfahrungen kreiert, die einem selbst auch gut tun. Wer Respekt sät, wird oft belohnt! Wenn einer doch partout keine Fotos von sich machen lassen möchte, auch nicht nach einem freundlichen Lächeln, dann akzeptiert man es eben. Ich konnte schon viele Marokkaner umstimmen und mit einem Lachen zurücklassen. Diese Begegnungen machen mich glücklich. Und oft geht es mir um dieses Glück, gar nicht wirklich um das Foto, das ich vielleicht ergattern kann. Es ist fast eher so, dass ich das Fotografieren nutze, um in Kontakt zu treten. Denn ohne Kamera hätte ich oft keinen Grund, die Menschen auf der Straße anzusprechen. Dass dabei schöne Streetfotos entstehen ist eine wunderbare Zugabe!

Zum Thema wie Tourismus auf Städte und ihre Bewohner einwirkt, gab es neulich eine Dokumentation bei arte, die es lohnt anzusehen. Mich hat es fast geschockt, denn es wird immer deutlicher, wie dramtisch der Einfluss auf viele beliebte Städte ist: "Tourist go home - Europas Sehnsuchtsorte in Gefahr…"

Ich wünsche mir, dass wir, die Touristen, umdenken lernen und aufhören Orte und deren Einwohner zu konsumieren wie eine Kulisse! Sie sind so viel mehr, das wahre Leben!!

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